„Hi Hasi, du hattest mal gesagt, dass wenn man sich Ziele setzt, man viel leichter arbeiten kann und dass das aber zu weit führt, wenn du erklärst, wie man sich Ziele setzt. Kannst du das jetzt erklären? Ich habe nämlich immer das Problem, dass ich eine Idee für einen Manga habe, ihn zeichne und dann mittendrin die Lust oder so verliere und ich glaube, wenn ich ein genaues Ziel hätte, wäre das leichter. Wie setzt man sich Ziele?“

Es gibt ganz verschiedene Arten von Zielen: Meta-Ziele, Objekt-Ziele, Visionen, Fixsterne, Motive und so weiter. Und für jede Art gibt es unterschiedliche Techniken, wie man sich diese Ziele baut, setzt und durchzieht. Ich würde mich jetzt ganz simpel auf Projekt-Ziele konzentrieren. Sowas findet man häufig in Management-Ratgebern und sie sind die einfachste und grundlegendste Art, sich Ziele zu setzen.

Wie setzt man sich Ziele?

Mal zu dem Beispiel aus der Frage: Deine grobe Idee ist es, einen Manga zu zeichnen. Wie man den Plot und die Charaktere schreibt, habe ich ja schon erklärt. Darum soll es auch nicht gehen. Es geht eher um das, was vor dem Plot und den Charakteren passieren muss: Die Zielsetzung.

Für die Zielsetzung benutze ich eine bekannte Management-Technik, die SMARTER-Methode.

Wichtig hierbei: Alles immer aufschreiben! Nichts einfach im Kopf lassen. Schreib alles auf. Das hilft dir später, dich besser daran zu erinnern, wo du hinwolltest und wie du es machen wolltest.

S = Specific

Specific bedeutet hier so viel wie, formuliere kein Ziel pi mal Fensterkreuz, wie „ich will einen Manga zeichnen“, sondern sei konkret und genau. Schreib so viele Einzelheiten auf, wie du finden kannst. Dabei ist es auch nicht wichtig, wie richtig diese Details sind. Du kannst sie ja später immer noch ändern, wenn was nicht passt. Aber es ist super wichtig, dass du bei der Formulierung deines Zieles konkret bist. Wovon soll der Manga handeln? Wie viele Seiten soll er haben? Wie viele Charaktere? Welches Genre? Es ist auch ok, wenn diese Details nicht stimmen oder noch etwas wackelig sind, aber je mehr Details desto besser. Sei konkret. Und – noch wichtiger – schreib es auf!

M = Measurable

Dein Ziel muss messbar bzw. zählbar sein. Stell dir dein Ziel wie eine Punkte-Leiste vor, die sich über die Zeit langsam füllt und du jeder immer sehen kann, wieviel Fortschritt du gemacht hast, wie eine Levelpunkte-Anzeige in einem Rollenspiel. Je mehr Levelpunkte man sammelt, um so voller wird die Anzeige. „Ich will einen Manga zeichnen“ ist nicht wirklich messbar. Entweder du hast einen Manga gezeichnet oder du hast keinen gezeichnet. Das wäre so, als wäre die Punkte-Leiste entweder komplett voll oder komplett leer. Da sieht niemand irgendwelche Fortschritte. Aber du könntest sagen, „Der Manga soll 50 Seiten haben“. Die Seitenanzahl ist messbar bzw. zählbar. Wichtig hierbei: Du musst Kontrolle über die Zählbarkeit haben. Stell dir vor, dein zählbares Ziel wäre es, 1000 Follower zu erreichen. Follower sind an sich zählbar und messbar, ABER du hast keine Kontrolle über dieses Ziel. Ob dir jemand auf Social Media folgt oder nicht, darauf hast du keinen Einfluss. Du kannst niemanden zwingen, dir zu folgen. Ob du eine bestimmte Anzahl deines Zieles schaffst, muss ganz allein von dir abhängen. Ein paar Beispiele: Wenn du eine Fanfiction schreiben willst, hast du KEINE Kontrolle über die Anzahl deiner Leser oder Fans. Aber du hast Kontrolle über die Anzahl der Seiten, die du in der Woche schreibst und veröffentlichst. Wenn du auf Conventions Artikel verkaufst, hast du KEINE Kontrolle über die Anzahl der verkauften Artikel, denn du kannst niemanden zwingen zu kaufen. Du hast aber Kontrolle über die Anzahl der Leute, die du ansprechen willst, um ihnen deine Artikel vorzustellen und zu fragen, ob sie sie kaufen möchten. Wenn du Sport treiben willst, hast du KEINE Kontrolle über dein Blutwerte oder dein Gewicht. Aber du hast Kontrolle über die Anzahl der Stunden, die du Sport gemacht hast. Und auch hier wieder: Schreib es auf.

A = Actionalble

Dein Ziel muss sich in konkrete Handlungen überführen lassen. „Ich will einen Manga zeichnen“ ist noch etwas zu schwammig. Etwas zu zeichnen ist zwar eine konkrete Handlung, aber es lässt dich nur damit stehen, etwas zu zeichnen. Eine Zeichnung ist noch lange kein Manga. Brich dein Ziel herunter in viele kleine Ziele. Schreib eine Liste mit allem, was du tun musst, um dein Ziel zu erreichen. Das oberste Ziel ist ein Manga mit 50 Seiten zu zeichnen. Was braucht man dazu alles und wie kann man das erreichen? Man braucht einen Plot, also ist die konkrete Handlung, den Plot zu schreiben. Wenn du nicht weiß, wie das geht, ist die nächste Handlung, sich ein gutes Tutorial zu suchen, um es zu lernen oder zumindest eine grobe Idee zu bekommen. Vielleicht braucht man auch einen ruhigen Ort und eine ruhige Zeit, um zu schreiben, deswegen ist die nächste Handlung, einen ruhigen Ort finden und eine Zeitspanne zu setzen, in der man zeichnen kann. Man braucht Charaktere, also ist eine nächste Handlung, eine Charakterliste zu erstellen. Und so weiter. Geh im Kopf durch, was du alles brauchst. Es ist nicht schlimm, wenn dir manche Dinge noch nicht einfallen oder du bei einigen Sachen noch nicht weißt, wie du sie umsetzen kannst. Es geht hier nicht um Vollständigkeit, es geht viel eher darum, dass du dir Gedanken darüber machst, wie die Umsetzung von statten gehen kann. Je mehr Details dir einfallen, desto besser. Du kannst aber auch später immer wieder zurück zu deinem Ziel-Plan gehen und ihn ändern. Und ich wiederhole mich gern: Schreib es auf.

R = Relatable

Dein Ziel muss machbar sein. Wenn du als Mangaka gerade erst eingestiegen bist und noch nie zuvor ein längeres Projekt gezeichnet hast, dann ist das Ziel, einen Langzeitmanga in 15 Staffeln innerhalb von 2 Jahren zu zeichnen absoluter Wahnsinn. Du kannst es versuchen, aber die Chancen, dass du das durchhältst sind recht klein, weil du vermutlich sehr schnell überfordert sein wirst und die Lust verlierst. Wenn du krass fit werden willst und dir das Ziel setzt, bis Ende der Woche einen Marathon mitlaufen zu können, bisher aber nie Sport getrieben hast, dann wird es vermutlich sehr schwer, dieses Ziel in so kurzer Zeit zu erreichen. Fang klein an. Schätz deine eigenen Kräfte gut ein. Was kannst du leisten und in welchem Zeitrahmen ist es möglich? Du musst niemandem etwas beweisen, außer dir selbst. Es fühlt sich besser an, ein kleines Ziel zu schaffen, als ein großes Ziel abzubrechen.

T = Timebound

Setz dir Deadlines, also einen Zeitrahmen, in dem du dein Ziel umsetzen willst. Wenn du einen Manga zeichnen willst, dann schätz ab, wie lange du dafür brauchst. Sagen wir in 4 Monaten soll dein Manga fertig sein, das sind etwa 120 Tage. Dann schaust du, was dein zählbares Ding war, in diesem Fall die Seitenanzahl. Du willst 50 Seiten zeichnen. Dann schaust du in die Handlungen, die du aufgeschrieben hast. In dem Fall Plot und Charaktere ausarbeiten. Jetzt kannst du dir das Ziel setzen, nach 10 Tagen soll der Plot stehen, nach 20 Tagen sollen die Charaktere stehen. Dann fängst du an mit Zeichnen. Du hast noch 100 Tage Zeit und willst 50 Seiten zeichnen, also musst du deine Zeit so einteilen, dass jeden zweiten Tag eine Seite fertig wird. Halte deinen Fortschritt auch immer fest. Hak ab, was du geschafft hast. Mach deinen Fortschritt sichtbar.

E = Evaluate

Hab deinen Ziel-Plan immer im Auge. Schau nach, was funktioniert hat, überprüfe, wie gut es gerade läuft, ändere, wenn etwas nicht mehr funktioniert. Bleib immer flexibel und pass deinen Plan, wenn es nötig wird, etwas zu ändern.

R = Reward

Belohn dich für jede geschaffte Aufgabe. Leg die Belohnung gleich fest: Wenn du den Plot fertig hast, gibt es einen Filme-Abend. Wenn du die Charaktere fertig hast gibt es ein Pizza-Date. Und wenn du den Manga fertig hast, gibt es 50 Euro, mit denen du dir auf einer Convention kaufen kannst, was immer du willst. Je nachdem, womit du dich belohnst und was dir gut tut. Schreib es auf und hab die Belohnung immer vor Augen.

Zusammengefasst:

  • S = Specific, formuliere deine Ziele so konkret wie möglich.
  • M = Measurable, leg eine mess- und zählbare Einheit fest, über die du Kontrolle hast.
  • A = Actionalble, formuliere konkrete Handlungen, um dein Ziel umzusetzen.
  • R = Relatable, dein Ziel muss machbar sein und deinen Kräften und deinem Können entsprechen.
  • T = Timebound, setze Deadlines für jede Handlung.
  • E = Evaluate, überprüfe immer, wie weit du gekommen bist und pass das Ziel an, sobald du merkst, dass etwas nicht so funktioniert, wie du es dir gedacht hast.
  • R = Reward, belohne dich für jede geschaffte Aufgabe.

Es gibt dann noch bestimmte Techniken, wie man Ziele auf ihre Wirksamkeit prüfen kann. Auf die Art kann man, ohne auch nur einen Handschalg gemacht zu haben, herausfinden, ob man das Ziel erreichen kann oder ob es schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist. Aber das ist definitiv Stoff für einen anderen Artikel.

 


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