…und ich zeichne den ganzen Kuddlmuddl hier.
Ich bin klein, schüchtern, trau mich nicht, Leuten in die Augen zu sehen, mache bei Zoom-Konferenzen immer die Kamera aus und behaupte, sie sei kaputt. Ich bin autistisch und mit den Gedanken immer irgendwo, nur nicht da, wo ich sein soll. Manchmal stoppe ich im Satz und starre nur gerade aus, wie eine Katze, die einem Geist beim Pinkeln zusieht. Beim Essen zieh ich die Knie an und stell meinen Teller drauf ab. Ich habe Angst vor Scheren, die neben Kabeln liegen. Und ich HASSE das Wort Utensilien.
Mein Werdegang als Künstler ist denen meiner Kollegen ziemlich ähnlich. Angefangen in der Kindheit, ignoriert von Eltern und Lehrern, völlig falschen Karriereweg eingeschlagen, um dann zur Künstlerheit zu stolpern. Ironischerweise hat die Schule – gegen die ich eine leidenschaftliche Vendetta hege – meinen ersten Comic losgetreten: Sechs Panel, simples Setup, vorausschaubare Punshline. Mein Interesse war bis in die Ewigkeit geweckt. Kein anderes Fach und kein anderes von den Millionen Themengebieten, die die Schule in meinen Kopf prügeln wollte, blieb so nachhaltig haften, wie diese. Aber „mit Kunst kann man ja kein Geld verdienen“, also studierte ich etwas Artverwandtes: Chemie.
Dieses Studium führte zu meiner ersten Depression. Wöchentliche Nervenzusammenbrüche wurden normal, genau wie das beharrliche Weigern, zu hinterfragen, ob das, was ich hier tue, wirklich das Richtige für mich ist. Der brutale Umbruch kam dann, als ich meinen ersten Job als Chemikerin bekam. Ich kann mich noch genau an diesen Moment erinnern. Die Laborantin erklärte mir gerade, wie man tittriert. Diese Erklärung habe ich inklusive meiner Schulzeit sicher eine Milliarden Mal gehört und bis heute hasse ich tittrieren. Da traf sie mich. Die Realitätskeule. Und sie sagte: „Ja, mein Kind, das hier wirst du jetzt den Rest deines Lebens tun. Viel Spaß, du Pappnase.“ Noch während der Probezeigt gekündigt, Wirtschaftsstudium angefangen, Job bei einer Juniorprofessur für Startups angenommen und gezeichnet, gezeichnet, gezeichnet. 2015 erblickte der Kaskanditha Verlag, später dann Fourth Instance Illustration, das Licht der Welt und nun sind wir hier.