Keine guten Nachrichten folgen nun. Ich hatte ja immer so prahlerisch damit angegeben, dass ich den Manga niemals unterbrechen werde, außer mir fallen die Arme ab. Ich fürchte, dieser Moment ist leider gekommen. Ich hab immer sehr arrogant gedacht, es würde mich niemals treffen, aber jetzt hat es mich erwischt.

Was ist passiert?

Ich fang mal mit dem etwas weniger schlimmen Problem an, dem finanziellen Problem:

Ihr wisst alle, dass 2022 extrem gestiegene Lebenshaltungskosten mit sich gebracht hat. Es wird zwar als Energiekrise bezeichnet, also dass nur die Preise für Energie in die Höhe schießen, aber das hat natürlich auch Auswirkungen auf alles, bis zu einer 25% Preissteigerung in den Supermärkten, was zuvor noch nie vorgekommen ist in so kurzer Zeit. Wir alle müssen jetzt zusehen, unsere Finanzen genau im Blick zu behalten, sowohl ich als auch ihr. Blöderweise führt das aber dazu, dass einerseits meine Kosten um ein Vielfaches gestiegen sind, Strom, Miete, Zeichenequipment, Verpackungsmaterial, Nebenkosten, Herstellungskosten und so weiter liegen bei mir schon empfindlich nah an der Rote-Zahlen-Grenze. Andererseits sind meine Einnahmen gesunken, weil natürlich auch ihr noch mehr aufpassen müsst, wofür ihr jetzt euer Geld ausgebt. Und ich schätze mal, ein Manga liegt da in der Finanzierungspriorität weit unter Lebensmitteln und Strom. Gestiegene Kosten und gesunkene Einnahmen brechen schnell das Rückgrat eines Künstlers, der ohnehin schon wenig hat.

Die Lösung war dafür schnell gefunden: Wieder mehr Illustrationen für Kunden zeichnen. Ich hatte das die letzten Jahre gut reduzieren können, um mich mehr auf den Manga und den Ausbau meiner Zeichentechnik zu konzentrieren. Aber jetzt, wo mir das Wasser bis zum Hals steht, ist das eine recht simple und schöne Lösung, die mich finanziell gut auffängt. Kehrseite hiervon allerdings ist, dass fast die Hälfte meiner Arbeitszeit für die Illustrationsarbeit drauf geht, was bedeutet, dass sie am Manga fehlt.

Die Lösung dafür war ebenfalls schnell gefunden: Um die Geschwindigkeit mit der ich momentan neue Mangabände produziere, weiter aufrechthalten zu können, habe ich meine Zeichen-Stunden in den Nachmittag und Abend gelegt, wo ich normalerweise Freizeit hatte. Normalerweise waren dort Sachen wie Klavier spielen, Chillen, Zeichentechnik Training, Sport, Meditation oder Minecraft. Halt was man so in seiner Freizeit tut. Aber jetzt rutscht die Arbeit in meine Freizeit und wir alle wissen, wie das damals geendet ist. In einem Burnout. Hinzu kommt noch, dass ich GERADE WEGEN psychischer Probleme seit 2021 in Therapie bin. Das ist eine Langzeittherapie, weil ich ne Menge Knackse in der Birne hab, die professioneller Hilfe bedürfen. Zu dieser Therapie gehört ein fester Tagesrhythmus MIT Freizeit dazu. Noch dazu ist eine Langzeittherapie so gebaut, dass je länger sie dauert, um so intensiver wird sie, weil man immer tiefer ins Unterbewusstsein gräbt, um zu schauen, was da kaputt gegangen ist und wie man es kitten kann. Wenn ich jetzt meine Arbeit in meine Freizeit schiebe, dann wird mir meine Therapeutin aufs Dach steigen, weil ich meine Therapie schon wieder aktiv sabotiere.

Eine Lösung wäre auch dafür gefunden: Ignorieren. Ja, sonderlich schlau ist das nicht, geb ich zu, aber das ist mir meine Arbeit und die Community wert, dass ich einfach durchziehe. Intelligenterweise bekam ich die Quittung für diese Einstellung direkt vom Karma selbst.

Seit ich Anfang 2021 wegen eines Hörsturzes und einer Panikattacke im Krankenhaus war, renne ich eigentlich nur noch zwischen verschiedenen Ärzten hin und her. Ich hatte sogar schon die Situation, dass ich einen Termin hatte, aber gar nicht mehr wusste, zu welchem Arzt ich gerade gehe und was ich da überhaupt will. Meine Arzt-Odyssey gipfelte aber vor Kurzem:

Am 13.3. bekam ich eine Diagnose, die alles andere als lustig war. Ich werd nicht sagen, was für eine das ist, weil ich nicht möchte, dass irgendwo in den Kommentaren auftaucht: „Ja, ich hab das gegoogelt, es kann sein, dass du sterben wirst lolololololololol. Mein Onkel fünfzehnten Grades hatte das auch und er hat sich nie wieder davon erholt lolololololol.“ Mir macht die Diagnose Angst genug, auch ohne dass mir eine Pappnase vorhält, wie katastrophal sie ist. Meine Ärztin gab zu, dass sie selten so einen schlimmen Fall wie meinen sieht, aber sie hat mir auch den Fall einer anderen Patientin gezeigt, bei der es ähnlich schlimm war. Da ist nach 2 Jahren fast alles restlos ausgeheilt. Ich kann zumindest so viel sagen, dass es sich um eine Magen-Darm-Erkrankung handelt, die sich über Jahre aufbaut, durch Stress verstärkt wird und sich mit schleichenden Symptomen äußert, die sich aber, wenn man das nicht behandelt, zu sehr heftigen Symptomen steigern können.

Meine Therapie sieht momentan so aus, dass ich brutal strenge Diät halten muss. Ich musste eine komplette Ernährungsumstellung machen. Meine Einkaufsliste enthält nur noch Kartoffeln, Brokkoli, Gurke, Hühnerfleisch, Eier und Ziegenkäse. Mehr nicht! Keine Nudeln, kein Reis, keine Sahne, keine Soßen, keine Butter oder Öl zum Anbraten, keine Süßigkeiten, generell nichts, das Zucker enthält, keine Gewürze, nichts aus Kuhmilch, etc etc etc etc. UND ich darf nur zwischen 9 und 14 Uhr essen. Ich darf in dieser Zeit zwar essen, so viel ich will, aber man bedenke die Auswahl an Lebensmitteln, die ich essen kann. OHNE Gewürze und OHNE Bratöl. Da hält sich die Essensmotiviation ein wenig in Grenzen. Das Kochen nimmt arschviel Zeit weg, weil ich alles frisch kochen muss. Ich kann nicht mehr einfach Mikrowelle auf, Essen rein, Mikrowelle zu machen. Fertiggerichte – auch Tiefkühlgerichte – kann ich nicht essen, denn – wer hätte es gedacht – auch Konservierungsstoffe stehen auf der No-No-Liste. Das Essen nimmt ebenfalls arschviel Zeit weg. Meine Mahlzeiten sind trocken, geschmacklos, stumpf und VIEL. Stellt euch einfach vor, ihr müsst eine riesige Schüssel gekochte Kartoffeln essen. Täglich. Und alles, was ihr dazu trinken könnt, ist Quellwasser. Nicht mal Tee. Nein. Wasser! Eine ganze Menge staubtrockenes Essen, das nicht schmeckt, in sich reinzuzwingen, dauert ewig lang.

Es bleibt auch nicht nur bei der Diät. Ich muss auch eine Therapie machen und täglich mehrere Medikamente nehmen. Und natürlich übernimmt die Krankenkasse davon absolut gar nichts. Ich muss das alles selbst bezahlen. Schon nach der ersten Diagnose und der ersten Behandlung war ich 500 Öken los. Also zusätzlich zu den ohnehin schon gestiegenen Lebenshaltungskosten kommt jetzt auch noch eine gewaltige Arztrechnung dazu.

Ich fühl mich körperlich momentan ziemlich ausgelaugt. Das ist ’ne harte Umstellung, die aufs Gemüt schlägt. Zusammengefasst bin ich körperlich kaputt, weil ich psychisch kaputt bin, weil ich meine eigene Therapie sabotiere, weil ich die Mangaarbeit in meine Freizeit gelegt habe, weil ich wieder mehr für externe Kunden arbeite, weil die gestiegenen Lebenshaltungskosten mich in die roten Zahlen treiben.

Ich denke, ich brauch mal ’ne Pause. Die Illustrationsarbeit kann ich nicht aufgeben. Wenn ich kein Geld verdiene, leb ich bald unter der Brücke. Also muss leider das nächste in der Prio-Liste dran glauben und das ist der Manga.

Ich hab das Gefühl, dass es nicht nur rein vom unschaffbaren Zeitaufwand her gut ist, eine Pause zu machen, sondern auch vom künstlerischen Standpunkt aus. Die Kreativität ist durch all den Druck und all die Sorgen sowieso weg. Ich zeichne nur noch wie ein Roboter, nicht mehr wie ein Künstler. Ich versuche nur noch mein Pensum zu schaffen, wohlwissend, dass ich damit meine Therapie nur noch weiter in die Länge ziehe. Das hat nichts Künstlerisches mehr an sich.

So weh es mir auch tut und so schwer mir die Entscheidung fällt, aber ich muss den Manga für eine Weile ruhen lassen.

Wie geht es jetzt weiter?

Ich werde im Early Access Bereich noch weiter die Seiten hochladen, die ich bereits fertig habe, wie gehabt. Danach werde ich höchstwahrscheinlich nur noch Patreon mit neuem Fourth Instance Content versorgen, der mir sicherlich wieder aus den Fingern ploppen wird. Mein Ideen-Silo ist ja immer noch voll, genauso wie mein Motivations-Silo. Aber mein Kraft-Silo ist bis zur Gänze erschöpft und das bisschen, was da noch drin ist, brauche ich, um meinen Körper und meinen Schädel auszuheilen. Die Uploads im Free-to-Read-Bereich müssen leider warten, bis ich wieder Kraft habe, am Manga weiter zu arbeiten.

Den Ratgeber über Charaktererstellung werde ich noch veröffentlichen. Vielleicht habe ich das Glück, auf der Buchmesse in Leipzig einen Verleger zu finden, der sich dem annimmt, sodass zumindest die Produktionsarbeit für mich wegfällt. Mein Lektorlein war ja schon fleißig dabei. Ich muss dringend ihre Karte veröffentlichen, die sie mir zum Lektorat geschickt hat. Die ist so süß ♥

Dann bleibt mir nicht mehr zu sagen als, danke für eure Treue, eure Unterstützung und eure Liebe. Fourth Instance wird niemals sterben, aber wenn sein Künstler gerade so angeschlagen ist, muss es mal eine Pause geben.

( )_(✿)
(6n6 )o ⌒*:・゚✧
HasiAnn

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