Claninchen Comic

Das erste Mal, dass ein Häschen mein Image begleitete, war zu meiner Schulzeit. Ich war häufig ein Kind von Traurigkeit, das seine Emotionen und die ganze Welt nicht verstand, aber auch keine Hilfe bekam, geschweige denn sich traute, danach zu fragen. Beziehung geht in die Brüche, Leistung in der Schule ist enttäuschend, Verständnislosigkeit von allen Seiten, Anforderungen denen ich mich nicht gewachsen fühle, Zwang zu allem, was keinen Spaß macht. Und so weiter… Ich war aber gleichzeitig auch super genervt von meinem Gejammer. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mal Künstler werde. Was seltsam ist, denn ich habe schon immer meine Gefühle in der Kunst ausgedrückt (weil anders ging in meinem Fall auch nicht). So entstand eine Zeichnung von „HasiAnn“ als niedliche, halb ironische, sich selbst nicht ganz ernst nehmende Reaktion auf meine Hilflosigkeit. Es entstand das Ur-Claninchen, wenn man so will. Als ich auf meine erste Convention ging, stellte ich mich zum ersten Mal in meinem Leben nicht mehr mit meinem richtigen Namen vor, sondern als „Hasi“. Zu dem Zeitpunkt war mein Image mit dem des Häschens verschmolzen. Ein paar Jahre später habe ich im Livestream die Zuschauer im Chat als kleine Comic-Häschen gezeigt, die sie liebevoll „Claninchen“ nannten (eine Mischung aus Kaninchen und den Dämonen-Clans aus dem Manga „Fourth Instance“). Das war die Geburt der Community-Claninchen.

Die Geschichte vom Comic „Claninchen Chaos“ beginnt eher traurig. 2021 gipfelte meine Depression in einem Hörsturz, einem Krankenhausaufenthalt und einer lang andauernden Zeichenblockade, die mein damals aktuelles Zeichenprojekt zum Abbruch brachte. Ich brauchte eine Pause. Während dieser Pause ging ich weit weg von meinem damalig etablierten Zeichenstil und kritzelte Claninchen vor mich hin. Wenig später landeten die auf meinem Tisch in der Artist Alley einer Convention und… die Leute liebten es. Ab dem Zeitpunkt war für mich klar, daraus mach ich einen ganzen Comic. Und jetzt sind wir hier.

Ein Claninchen ist ein Wesen, das mit dem Leben nicht zurechtkommt. Von allen Seiten bombardiert mit Überforderung, Hilflosigkeit, Ratlosigkeit und Rastlosigkeit. Allen widrigen Umständen schutzlos ausgeliefert und vom Schicksal hart in den Popo gebumst. Aber Claninchen unterscheidet von anderen Wesen, dass sie sich dessen bewusst sind. Sie wissen, dass sie nichts wissen und vermutlich für immer in dieser Welt struggeln werden. Doch sie gehen trotzdem weiter. Und weiter und weiter und weiter. Warum? Keine Ahnung. Jedes Claninchen muss selbst wissen, warum es noch hier ist und wofür sich der ganze Struggle lohnt. Ein Claninchen gibt nie auf. Es ist aufmerksam, es hinterfragt sich und die Welt, es versucht Dinge zu stemmen. Das macht das Ganze aus. Wir wissen, dass wir nix geschissen kriegen, aber allein der Versuch ist wertvoll genug, um stolz auf das zu sein, was wir tun, auch wenn’s nicht perfekt wird.