Die gute alte Zeichenblockade. Vielleicht mal ein etwas philosphisches Manga zeichnen-Thema, oder vielleicht auch psychologisch, ich weiß nicht so recht.
Ich hatte das jetzt schon ein paar Mal durch und mich interessiert vor allem, ob das nur mir so geht oder ob es da draußen auch andere gibt – müssen nicht unbedingt nur Zeichner oder Künstler sein – denen es auch so geht.
1. Ich kann plötzlich nicht mehr Manga zeichnen – Zeichenblockade
Also, ich erzähl mal von vorn. Es war etwa vor zwei Wochen oder so, da habe ich an der zweiten Staffel gezeichnet und war voll drin. Das konnte man schon fast als ein Flow-Erlebnis aus dem Lehrbuch beschreiben, dumpfe Schubladenpsychologie, aber es war echt so. Jeder Menge Idee in meinem Kopf, jede Menge Motivation, jede Menge Ellan, alles war super geil. Ich hatte davor sogar noch Charakter Studien in meinem Skizzenbuch geübt und jeder, der mich kennt, weiß, dass ich Studien hasse. Man malt ein und das selbe dutzende Male. Da vergeht mir schnell die Lust, aber dieses Mal war ich so motiviert, dass ich auch das Studium durchgezogen habe. Das Skript und die Hauptcharaktere standen und ich setzte mich an die Skizzen für die ersten Kapitel.
Und plötzlich konnte ich nicht mehr zeichnen.
Alles war weg.
Von einem auf den anderen Tag.
Jede Zeichnung sah einfach nur scheiße aus. Anatomischer Amöben-Müll, wenn man so will. Arme falsch, Nase schief, Augen ungleich groß, Proportionen-Autounfall, Perspektiven-Chaos. Ich habe alles versucht, Künstlerpuppe eins als Referenz, Künstlerpuppe zwei als Referenz, fotografieren, abmalen, Referenzen aus dem Internet, detailiertere Vorzeichnungen, Modelle… nichts… gequirlter Manga-Kunst-Augenkrebs.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich war so motiviert, die Studien haben super geklappt, aber die Skizzen vom Kapitel waren grauenhaft! Einfach grauenhaft.
Ich habe mich zumindest durch ein Minimum an Seiten gequält, um wenigstens mein Pensum zu schaffen, aber zufrieden war ich mit keiner Seite.
Ich legte mich schlafen, wachte am nächsten Tag auf, setzte mich voller Panik an die nächsten Seiten.
Und plötzlich konnte ich wieder zeichnen.
Alles war wieder da.
Von einem auf den anderen Tag.
Alles sah wieder aus, wie es aussehen sollte. Ich hatte sogar zwei Panel von dem selben Charakter aus der selben Perspektive in etwa der selben Größe. Einen Tag zuvor Augenkrebs-Panel, und jetzt perfektes Panel.
Ich habe so eine Situation nicht zum ersten Mal gehabt. Das ist mir schon so oft passiert, dass ich an einem Tag Super-Zeichner-Chan war und am nächsten Tag Vorschul-Zeichner-Derp.
2. Ich hasse meine Zeichnungen – eine weitere Zeichenblockade
Jeder Künstler oder speziell Zeichner bekommt Kritik. Wenn man seine Kunst veröffentlicht muss man damit rechnen, dass sie positiv oder negativ kritisiert wird. Manchmal ist das konstruktiv, manchmal nicht. Ich lese mir Kommentare gern durch, rede gern mit meinen Lesern und ich kriege auch gern Kritik. Ich freue mich über Lob und nehme konstruktive Kritik gern an, diskutiere auch darüber, versuche mich zu erklären oder gestehe Fehler ein. Ist ja alles menschlich. Ich bin kein perfekter Zeichner, ich mache Fehler und lerne daraus. Manchmal kriege ich auch nicht ganz so konstruktive Kritik. Ja, mein Gott, dran sterben wird niemand. Es laufen immer wieder Idioten durchs Internet, die einfach nichts anderes zu tun haben. Ich habe mir dafür schon ein dickes Fell zugelegt und ignoriere sowas mittlerweile. Soll das Kind seine Flasche doch nuckeln.
Es war vor ein paar Wochen, da habe auf meinen Plattformen die Kommis durchgelesen und einer hatte geschrieben „Ich mag deine Zeichungen, die sind total toll, aber bei dem einen Panel hast du nicht ganz aufgepasst, das eine Augen ist etwas zu weit unten.“
Es gibt aus irgendwelchen unfassbar dummen Gründen Tage, da trifft eine kleine Kritik irgendeinen seltsamen triggernden Nerv bei mir, ich kann noch nicht mal sagen, warum.
Und ich hasse sofort diese Zeichnung.
Da ist es auch egal, ob das eine positive oder negative Kritik war, ob sie konstruktiv war oder nicht. Ich hasse einfach die Zeichnung, an die die Kritik gerichtet war. Es kommt auch vor, dass ich mich teilweise so sehr reinsteigere, dass ich nicht nur diese Zeichnung hasse, sondern auch alle anderen Zeichnungen, das ganze Werk oder meine ganze Arbeit. Ich bin unfassbar frustriert über einfach alles und möchte meine Zeichnungen gar nicht mehr ansehen.
Nach ein, zwei Tagen war es dann wieder gut und ich liebte meine Arbeit wieder total und las auch gern wieder Kommentare und nahm Kritik an.
3. Ich zweifle an mir selbst
Das ist mir neulich erst passiert und auch etwas, mit dem ich – glaub ich – am häufigsten zu kämpfen habe. Die erste Staffel ist fertig gezeichnet, ich warte noch auf die letzten Illus für das Layout und im Oktober geht der letzte Band in den Druck. Juhu, fertig, geschafft, alles super. Mit voller Motivation arbeite ich nunmehr an Staffel zwei. Ich bin nicht aufzuhalten und bin absolut überzeugt von dem, was ich tue. Das war wird ein Knaller, meine Leser werden es lieben und ich werde so viele neue Leser damit erreichen. Es wird einfach großartig.
Ich arbeitete ein paar Wochen an Staffel zwei mit höchster Motivation.
Doch vor ein paar Tagen – keine Ahnung wieso – hatte ich absolute Zweifel daran, ob die zweite Staffel ankommt, ob sie gemocht wird und ob sie überhaupt gelesen wird.
Nicht nur, dass ich Zweifel daran hatte, ich war auch noch völlig davon überzeugt, dass das ein Reinfall wird und nicht klappen wird, dass ich das alles hier umsonst mache, dass es niemanden interessieren wird, dass ich völlig untergehen werde und dass ich eigentlich doch besser im Labor hätte bleiben sollen. Ich zweiflte komplett an meiner Arbeit, an meinem Können, an meinen ganzen Plänen.
Ich verlore von einem auf den anderen Tag vollständig den Glauben an mich selbst.
Was mich in solchen Momenten ein bisschen motiviert sind die Worte von Eiichiro Oda, der sagte „Wenn du ein Zeichner sein willst, brauchst du nichts weiter als ein Stück Papier, einen Stift und einen unbeugsamen Willen.“, aber dann bin ich wieder frustriert darüber, dass mein Wille so dermaßen leicht zu beugen ist. Manchmal habe ich Angst, dass mein Wille irgendwann gebrochen wird und ich so sehr an mir zweifle, dass ich alles abbreche und wieder Labormäuschen werde.
Ich will meinen Traumjob nicht aufgeben, aber ich muss zugeben, die Arbeit selbst ist gar nicht so sehr das härteste daran.
Sondern den eigenen Glauben an sich selbst nicht zu verlieren.
Geht es irgendjemandem von euch genauso?
12 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo – ich wollte gerade auf Facebook Antworten, da war der Post dann schon weg…
Mir ist das auch nicht ganz fremd. Es gibt tage, da geht mir alles super leicht von der hand, an anderen -tagen ist es so, als hätte ich noch nie in meinem Leben etwas illustriert.
Manchmal schaffe ich eine komplizierte Illustration in aller kürzester Zeit und finde sie super geil, andere Male sitze ich einen ganzen Tag vor einem super einfachen Thema und es will einfach nichts aus mir raus kommen, total uninspiriert.
Mit geschultem Auge sieht man sicherlich auch die unterschiede in den Illustrationen zwischen inspirierten und uninspirierten Tagen 🙂
Oft wenn ich komplimente bekomme, kann ich damit nicht umgehen und von mir kommt dann so eine „Ja aber andere Illustratoren sind viel besser, ganz anderes Level, blablabla…“ Antwort.
Ich denke mit dem „Problem“ bist du nicht allein 🙂
Kann es sein, dass du den Post in der Gruppe Erfolgreich Illustrator gefunden hast? Der wurde wieder gelöscht, weil er falsch einsortiert war. Macht nix.
Das sage ich auch super oft, wenn ich Komplimente kriege „aber andere sind doch viel besser als ich >.<" man vergleicht sich als Zeichner immer so unheimlich krass mit anderen und dann sieht man seine eigenen Fehler noch viel mehr ins Rampenlicht gerückt. Mit sowas umzugehen ist nicht leicht.
Bei mir ist es ein generelles Problem, das ich beim Zeichnen selber das gefühl hab: „Das wird toll! Das gefällt mir! Ich kann nicht mehr aufhören!!! Ich will es umbedingt fertig sehen!!!“. Am Schluss wenn es dann fertig ist, finde ich zwei – drei stellen die mir nicht gefallen, weil ich nunmal nicht perfekt bin. Ich mache sehr viele fehler und das weiß ich auch selber. Mir fehlen bei vielen sachen die übung, das anatomische verständniss oder einfach die beobachtungsgabe. Das wurmt mich dann immer wenn ich das Bild sehe, auch wenn ich es eigendlich liebe… Ich würde es nicht wegschmeißen deswegen, aber es nagt an einem. Kretiken bekommen ich so gut wie keine. Darüber bin ich einerseits sehr froh, aber zum anderen gibt es Leute die eine Punktebewertung abgeben für das Bild und aber dann zu feige sind zu sich darüber auszulassen, warum sie das Bild mit nur einem Punkt bewerten. Sowas find ich schrecklich weil ich nicht einschätzen kann: Mag er/sie die Thematik nicht, ist es so schrecklich oder Trollt er/sie nur rum???
Ich hab kein dickes Fell, bin sehr emotional und mich treffe solche sachen immer sehr direkt, sodass ich mich recht schnell versuch zu rechtfertigen, obwohl das nicht nörtig ist! Mein Bild ist schließlich mein Bilder und wenn ich den Geschmack von anderen Treffe freu ich mich, aber es muss in erster linie mir gefallen.
Zu einem Künsterler Tief:
Irgendwo hatte ich mal gehört, mal solle nie alles auf einmal machen. Das habe ich mir anschließend zu herzen genommen. Ich mache meine Artworks inzwischen nie komplett an einem Tag. Das schaffe ich zum einem Zeitlich nicht, zum anderen bekommt man plötzlich am nächsten Tag eine andere sich auf das Bild. Plötzlich merkt man: „Fuck… die Hände… das geht so nicht… mach nochmal!!!“, und überarbeitet noch einmal die Skizze von der man dachte: „Geil, so ist es Perfekt!“.
Das es für mich nur ein Hobby ist was ich eher weniger Pflege kann es auch sein das Ich Tage lang nicht am PC bin zum Zeichnen oder irgendwo anderes einen Stift dafür in die Hand nehme. Oft fällt es mir nicht auf, bis ich dann selber festelle… „Warte mal..?“. Das eine oder andere mal war ich anschließend darüber geschockt.
Aber ich glaube das ist das resultat darauß das ich zu viele Kleine Hobbys habe, statt mich auf zwei oder drei zu Konzentrien! Allerdings will ich keins so wirklich aufgeben.
Genauso sitzt ich auch mal vor meinem Bildschirm mit ner leeren Seite vor mir, den Stift in der Hand und es passiert einfach nichts. Ich weiß nicht was ich zeichnen soll, weiß selber nicht was für eine Stimmung ich hab. Schnapp mir meine Bleistiftskizze für Comicseiten… Komm mit den aber auch nicht so recht vorran, weil nach den ersten 8 Linie, die ich ziehe, ich immer wieder alles weg mache. Schlußendlich mach ichs Laptop zu und guck fern…
Andersherum hatte ich auch schon das es mir absolut scheiße ging und ich was echt schönes aber total trauriges hinbekommen hab, obwohl ich mich selber nicht dazu in der lange gefühlt habe. Mir ging es schrecklich und nachher wenn diese Tief weg ist nach einem Tag oder ner Woche, merke ich wie viel in dem Bild ist.
Es ist wie verhext.
Ein heilmittel für eine Blockade gibt es nicht, außer vielleicht mal abschalten, was komplett anderes zu machen, was einem selbst anderes fordert oder umgekehrt mal zur entspannung und ruhe bringt.
Gruß Karo
Im grunde rundet das alles die Sache noch mehr ab. Ich persönlich denke immer noch, dass du dich mit deinen Artworks alles andere als verstecken brauchst. Menschen und ihre Leiden ist so ultra niedlich und lustig und ich liebe die Bildern, die du gernell zeichnest (vor allem von 4i <3)
Hey,
zu deinem ersten Punkt, kann ich leider nicht wirklich viel sagen, denn als ich damals dachte, nicht mehr Zeichnen zu können, fehlte mir einfach die Motivation. Dazu muss ich hinzufügen, ich hatte 4 Jahre Kunst als Hauptfach und habe darin auch einen Abschluss gemacht und unsere Lehrer/in hatten immer sehr hohe Ansprüche. Nach etwa 2,5 Jahren war meine Motivation, dann so unten, das ich meine ganzen Techniken verlernt habe und in meiner Prüfung, sogar die Proportionen einer Hand nicht mehr hinbekommen habe. Mittlerweile (2 Jahre später) habe ich wieder Motivation und neue sowie alte Techniken, welche mir wieder gelingen (auch wenn ich Menschen immer noch nicht wiedergeben kann).
Deinen zweiten Punkt kann ich dafür vollkommen nachvollziehen. Meine selbstkritische Seite ist „zu stark“, wodurch ich alles, was ich im künstlerischen Bereich anfange, seien es Zeichnungen, Acryle, Figuren oder Texte, als nicht gut genug abstemple. Wobei ich mich wirklich immer über Kritik freue, auch wenn es mir nicht gut geht, denn das zeigt doch nur, das der Leser/in oder Betrachter/in sich sehr mit meinem Werk auseinander gesetzt hat und mich Wert für Kritik hält.
Und zum letzten deiner Punkte: Es ist völlig in Ordnung Selbstzweifel zu haben, auch wenn diese manchmal gefühlsmäßig oberhand nehmen, denn jedesmal, wenn du sie überwindest, bist du ein bisschen stärker, auch wenn sie immer wieder kommen.
Und wenn du manchmal nicht selbst an dich glauben kannst, dann gibt es genügend die das für dich tun <3
Ganz liebe Grüße
San-Jul <3
Danke, mein schnuffi <3
das is ja krass, dass man seine eigenen Techniken verlernen kann, wenn die Motivation fehlt. Aber ich mein, Zeichenskills sind ja wie eine Sprache. Wenn man sie nicht ständig spricht, verlernt man sie halt irgendwann. Macht sinn.
Jupp, aber mittlerweile hab ich viele schöne, neue Techniken, die ich lieber mach als, das alte 😉
*flüster* und man kann auch Fahradfahren verlernen, auch wenn es heißt, das verlernt man nie *flüster* xD
XD ich hab die ERfahrung gemacht, dass man Fahrradfahren nicht verlernt. Nur die Straßenverkehrsregeln XD
Sammmmmmmee°^°/
Ich habe das auch ständig. Dann werden die Mangaseiten so…kackeee Q///A//Q manchmal mache ich sie dann nochmal komplett neu.xD
DAs könnt ich gar nicht x.x ich lass fehler immer drin und ärger mich hinterher XD
Ich hab den Post gerade bei Animexx gelesen, bzw. als ich den Titel in in der Weblog Sektion gelesen hab, hab ich mich erst erschreckt! Erster Gedanke (viel zu voreilig): Was?! HasiAnn zeichnet nicht mehr?! Nein, das kann und darf nicht sein! Q__Q *Weltuntergang* Was ist mit der Story…den Charakteren…was wird aus all dem und was ist mit HasiAnn los? T___T
Zweiter Gedanke: *nebenbei den Blog geöffnet hat und bemerkt das es nicht ganz so schlimm ist wie zuerst gedacht*…ach darum gehts…*Erleichterung*
Ist zwar jetzt nicht direkt meine Erfahrung zu dem Thema, musste ich aber los werden.
Ich zeichne viel zu selten, als wie ich gerne würde (ein paar der Gründe spielen da vielleicht auch eine Rolle…und die Arbeit…)
Was noch dazu kommt ist, dass ich manchmal wenn ich keine Zeit hab, die tollsten Ideen habe und total kreativ und motiviert bin. Und kaum hab ich Zeit, dümpel ich nur so rum und die ganze Kreativität und Motivation ist auf einmal weg…hach ja u_u
Liebe Grüße
Fina
Hoppla óvo sorry, wollte dir keinen Schrecken einjagen. Ja, stimmt, aus dem Blickwinkel ist der Titel echt n bisschen seltsam und man könnte schnell was falsches denken. Aber wenn man so einen ARtikel schreibt, hat man irgendwie die Scheuklappen auf und sieht den restlichen Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Ganz großes Sorry.