Mangazeichner und Selbstvertrauen…

Ich wollte kurz mal inne halten und diesen kleinen Artikel hier verfassen, um euch einerseits für eure Hilfe zu danken und andererseits einen kleinen Einblick ins Leben eines Indie-Zeichners zu geben.

Was ist eigentlich ein Indie-Zeichner?

„Indie“ ist die Abkürzung für „Independent“ und bedeutet, dass man dieses Indie-Projekt – was auch immer das für eines ist – alleine bewerkstelligt. Das Gegenteil von Indie-Produktionen sindProduktionen, die jemanden haben, der das Projekt unterstützt, managet, organisiert und bezahlt. Im Falle von Manga wäre das beispielsweise ein Verlag. Ein Verlag kümmert sich um das Layout, den Vertrieb, das Marketing, die Finanzierung, die Bilanzierung, eben alles, was dazu gehört, um ein Projekt auf die Beine zu stellen und gewinnbringend zu verkaufen. Da steckt ein großes Team dahinter, Experten, die jahrelang im Geschäft sind, den Markt kennen, Tricks und Kniffe kennen, gute Beziehungen haben, ein riesiges Netzwerk haben, viele viele Menschen, die daran beteiligt sind, sich gut auskennen und mitwirken. Lektoren, Betriebswirte, Manager, Vertriebler, Marketer und so weiter und sofort. Der Zeichner ist hierbei natürlich Dreh- und Angelpunkt, denn ohne ihn gibt es kein Werk. Und der Zeichner wird vom Verlag für das bezahlt, was er auch leisten soll: Zeichnen.

Selbstbewusstsein

Manchmal mangelt es mir an Selbstbewusstsein. Indie-Zeichner bzw Indie-Mangaka zeichnen natürlich auch, ganz klar. Aber den gesamten Apparat rund herum, den die vielen Mitarbeiter eines Verlages übernehmen, muss ein Indie-Zeichner selbst machen. Und genau das tue ich. Ich mache alles allein. Writing, Zeichnen, Texten, Layouten, Marketing, Social Media Mangament, Netzwerken, Akquise, Vertrieb, Buchhaltung, Eventorganisation, Kundenkommunikation und so weiter und so weiter und so weiter. Das einzige, worin ich von all diesen Aufgaben wirklich gut bin, ist das Zeichnen. Alles andere ist autodidaktisch angelernt und ich bin weit entfernt davon, Experte auf diesen Gebieten zu sein. Aber so sieht die Realität aus. Als Indie-Produzent muss man eigentlich auf allen Gebieten als Experte arbeiten. Man muss quasi 20 Jobs auf einmal machen.

Mittlerweile habe ich mir ein kleines Team aufgebaut, die mich ein wenig unterstützen können. Ich habe zwei ehrenamtliche Helfer für die Beta und die Übersetzung. Und ich habe nun endlich auch genug Geld, um mir im Marketing ein wenig Experten-Rat zu holen. Das ist für mich etwas unglaublich besonderes, denn das habe ich vorher noch nie getan. Das ist für mich absolut Neuland.

Hinzu kommt noch, dass Indie-Produzenten meist Freelancer sind, bzw hauptsächlich Freelancer plus ein Nebenjob. Angestellten Arbeitnehmern wird nicht nur die Arbeitszeit bezahlt, sondern auch Pausen, Wochenenden, Urlaub und Krankheitstage. Freelancing bedeutet, dass man nur dann verdient, wenn man auch arbeitet. Macht ein Freelancer frei, verdient er nichts. Macht er Urlaub, verdient er nichts. Wird er krank, verdient er nichts. Ein Freelancer arbeitet meist weit mehr als die üblichen 40 Stunden die Woche. 50 bis 60 Stunden sind keine Seltenheit. Ein Freelancer muss genau abwägen, wie und ob er überhaupt sich einen Urlaub leisten kann. Für einen Freelancer kann es katastrophal und existenzbedrohend sein, wenn er für längere Zeit krank wird.

Wenn Indie-Projekte gut laufen und genug abwerfen, hat ein Indie-Produzent die Möglichkeit sein Team zu erweitern, mehr Freelancer anzustellen, die ihn in diesen ganzen Aufgaben unterstützen. Davon bin ich aber noch meilenweit entfernt. Das Fourth Instance Projekt hat sich eine liebevolle Community aufgebaut und ich bin dankbar für jeden einzelnen. Dennoch sieht die Realität immer noch so aus, dass ich das Projekt gerade so finanziert kriege. Damit sind gerade so die Arbeitsstunden fürs Zeichnen und die Druckkosten abgedeckt und ich bin unfassbar stolz darauf, dass dieser Meilenstein erreicht ist. Dank eurer Hilfe, eurer Unterstützung, euren Einkäufen in meinem Onlineshop und euren Spenden auf Twitch und Patreon.

Allerdings ist das noch immer nicht das Ende der Fahnenstange. Ich mache endlich kein Minus mehr am Ende des Jahres, aber das bedeutet nicht, dass ich wie die Made im Speck lebe. Ganz im Gegenteil. Viele von euch kennen meine finanzielle Situation und wissen, warum ich kein Auto habe, niemals shoppen gehe, alle meine Strumpfhosen an den Zehen Löcher haben und ich nur Urlaub auf Balkonien mache. Ich stecke alles Geld, das ich verdiene direkt wieder in das Fourth Instance Projekt.

Warum?

Weil ich daran glaube. Ich glaube fest daran, dass dieses Projekt groß werden kann, dass die Community weiter wachsen kann, dass es mehr Käufer haben kann und dass es sich irgendwann komplett von allein trägt. Dafür bin ich bereit alles zu opfern. Urlaub, Freizeit, mein Erspartes, sogar intakte Strumpfhosen. Und dass ich diesen vorhins erwähnten Meilenstein erreicht habe, ist bestes Zeugnis dafür, dass mein Glaube daran nicht verspielt ist.

Und wenn ich sehe, wie ihr die Bücher nicht nur kauft, sondern auch dafür spendet, auf Twitch und auf Patreon, dann ist mir absolut klar

IHR

GLAUBT

AUCH

DARAN!!!

Das macht mich so glücklich und stolz und ich kann nicht in Worte fassen, wie viel mir das bedeutet. Am Anfang war der Kreis von Leuten, die an das Projekt geglaubt haben so klein. Es waren nur meine Familie, Misu und ich. Aber über all die Zeit kamen immer mehr liebenswerte Leser dazu, die das Projekt verfolgt haben und nun ebenfalls daran glauben und es unterstützen, weil sie sehen, dass daraus was werden kann und weil sie wollen, dass es nicht in einem finanziellen schwarzen Loch verschwindet. Das bringt wirklich eine Menge Selbstbewusstsein.

Ich kriege so häufig Kommentare von Lesern, die mir schreiben, dass der Manga ihnen gerade über eine schwere Zeit hinweghilft oder dass sie endlich wieder herzlich lachen konnten, dass es ihnen besser geht, dass sie Mut gefunden haben und ein kleines bisschen Hoffnung.

Das ist auch mit euer Verdienst. Eure Unterstützung hilft nicht nur mir, sie hilft ebenso der ganzen Community. Ihr helft und unterstützt euch quasi gegenseitig und das ist so unfassbar wichtig!! Ich bin nicht nur stolz auf mich, auf meine Arbeit und das Projekt. Ich bin ebenso stolz auf euch und auf meine Community!

Ja, meine Arbeit ist schwer und opfere viel dafür. Aber ich habe mir meine Arbeit selbst ausgesucht, ich liebe sie über alles und ich will nie wieder etwas anderes machen, als das. Ich wollte euch einen kleinen Einblick in meine Arbeit geben und euch zeigen, dass es möglich ist, so etwas zu stemmen und auf die Beine zu stellen, selbst wenn man es ganz allein machen muss. Es geht. Es ist möglich. Gebt niemals auf. Fokussiert eure Ziele, lasst sie niemals aus den Augen und kämpft für das, was ihr euch ersehnt. Träume sind keine Schäume. Ihr müsst nur daran festhalten und an euch selbst glauben. Ich glaube an jeden Indie-Künstler und an jeden meiner Kollegen. Die leisten wahnsinnig tolle Arbeit und aus eigener Erfahrung weiß ich, was man dafür opfern muss und wie sehr man sich dahinter klemmen muss. So geht Selbstbewusstsein.

Gerade jetzt, wo der kulturelle Bereich und der Unterhaltungsbereich so brach liegt und Künstler, die ohnehin wenig verdienen, jetzt mit noch mehr Einbußen zu kämpfen haben, ist es noch wichtiger, zusammen zu halten, sich gegenseitig zu unterstützen und nicht aufzugeben.

Ich glaube an meine Leser! Ich glaube an meine Kollegen! Ich glaube an jeden Künstler! Und ich glaube an euch, die ihr noch am Anfang steht, die ersten mutigen Schritte wagt und euch vielleicht vor dem fürchtet, was auf euch zukommt. Es ist ok, Angst davor zu haben, aber gebt niemals auf. Glaubt an euch, seht nach vorn und geht euren Weg. Eure Ziele und eure Träume sind wertvoll. Haltet daran fest.

 


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